Tai Chi Push Hands

Erfahrungen mit der eigenen Mitte
veröffentlicht von Bernd am 19. Mai 2022

Für mich ist das Push Hands Treffen in Hannover ein unglaubliches Erlebnis: so viele unterschiedliche Trainingspartner auf verschiedenem Niveau, mit unterschiedlichen Vorlieben und Stärken. Man begrüßt sich, stellt sich vor, klärt Niveau und ggf. Abweichungen von den Basisregeln und spielt ... und es gibt so viel zu entdecken und zu lachen.

Für mich lerne ich dabei:

Entspannung, bei mir bleiben, andere spüren, weich reagieren, folgen, mit dem Körper zuhören, Erdung, mein Ego im Zaum halten, meine Grenzen spüren und wahren, Feinheit, Sanftheit, im Augenblick sein ... es gibt immer einen besseren Weg als Kraft gegen Kraft.

Push Hands ist ein regulärer Bestandteil des Tai Chi Trainings und ein faszinierendes Partnertraining. Es gibt festgelegte Bewegungsmuster, aber auch "freies Spiel", wie im Video. Leider wird dieser oft vernachlässigt, weil sich die Begeisterung vieler Tai Chi Schüler eher in Grenzen hält. Kennt man Tai Chi doch als die langsamen und grazil aussehenden Bewegungen einer einzelnen Person. Natürlich kann es auch viele einzelne Personen in einer Gruppe geben, die alle einzeln die selben Bewegungen ausführen - die Tai Chi Form.

Push Hands ist aber anders: man braucht einen Partner, man berührt sich und die Entfernung der Partner wird oft als zu nah empfunden: kein sicherer Abstand vor dem Partner. Es ist so nah, dass man seinen Gegenüber spürt. Möchte man das? Nähe kann Stress verursachen oder einen gar aus dem Gleichgewicht bringen.

Und schon sind wir beim Thema. Tai Chi ist auch eine Kampfkunst und in einer Kampfkunst sollte man lernen bei sich, in Ruhe, entspannt und im Gleichgewicht zu bleiben, auch wenn ich meinen Gegenüber spüre - egal in welcher Entfernung. Es geht sogar darum, den anderen möglichst gut zu spüren, ohne sich selbst zu verlieren. Ich versuche die Mitte des anderen zu finden und ihn aus dem Gleichgewicht zu bekommen und mein Gegenüber versucht das mit mir. Spüre ich, dass eine Kraft auf mich wirkt, so weiche ich dieser aus, neutralisiere sie oder lenke sie in den Boden. Manchmal klappt das nicht mehr und einer von beiden fällt um. Klappt es bei beiden gut, so wirkt es manchmal wie ein Tanz.

Push Hands als Training ist ein partnerschaftliches Spiel mit vorher vereinbarten Regeln. Man kann mit sehr viel Ruhe, Feinheit und wenig Druck spielen, es kann aber auch wilder und kräftiger zugehen. In jedem Fall lernt man seine Grenzen kennen und im besten Fall kann man seine Fehler entdecken und genießen - umkippen, weil man zu viel Widerstand geleistet hat, kann sich erstaunlich schön anfühlen. Im Lächeln über diesen Moment liegt manchmal auch schon die Erkenntnis, wodurch es zustande kam.

Ich freue mich über jeden, der Push Hands in München trainieren möchte.

Ich will Euch aber auch das Push Hands Treffen in Hannover und dessen Motto "Touch, Feel, Kommunicate" ans Herz legen. Danke Nils und Team, dass Ihr das immer wieder auf die Beine stellt!


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